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Züchterfahrt nach Luxemburg

Züchterfahrt nach Luxemburg

Lehrfahrt der IG-Limousin Hessen nach Luxemburg - Die Feierlichkeiten zum 50jährigen Jubiläum der Einführung der Rasse Limousin in Luxemburg am ersten Juliwochenende nahmen die hessischen Limousinzüchter als willkommenden Anlass ihre Züchterkollegen in Luxemburg im Rahmen einer 3tägigen Lehrfahrt zu besuchen. Auf dem Programm standen mehrere Betriebsbesichtigungen und als Höhepunkte der“ Internationale Europäische Limousinwettbewerb“, der im Rahmen der Foire Agricole in Ettelbrück unter der Regie von CONVIS, der Zucht- und Vermarktungsorganisation in Luxemburg stattfand.

Auf der Hinfahrt nach Luxemburg wurde in Mittelhof im Westerwaldkreis als erster Betrieb der Steckensteiner Hof von Till Cordes besichtigt. Der Betrieb ist in einen konventionellen- und einen Bio-Bereich geteilt. Im konventionellen Bereich werden 450 Mastbullen meist auf  Vollspalten und im Rahmen eines extra Programmes ein Teil auf Stroh gehalten. Als Futtergrundlage stehen 100 ha Ackerland zur Verfügung auf dem Silomais und Getreide angebaut werden. Kartoffeln und Biertreber für die Bullenfütterung werden zugekauft. Die  Absetzer für die Mast bekommt der Betrieb über Händler und von Privatbetrieben. Mit einem Schlachtgewicht von 450 – 470 kg werden die Bullen dann an EDEKA und REWE-Märkte in der Nähe verkauft. Im Bio-Bereich hält der Betriebes 60 Rinder auf 80 ha Grünland im Rahmen eines Weideprogrammes. Eine Mutterkuh-Gebrauchsherde von 60 Kühen wird zurzeit auf reinrassige Limousin-Herdbuchtiere umgestellt. Der junge Betriebsleiter hat hierfür schon mehrere wertvolle weibliche  und männliche Zuchttiere in Frankreich und auch in Hessen zugekauft. So auch den 888 bewerteten Bullen Milan von der letzten Fleischrinderauktion in Alsfeld.

 In Luxemburg angekommen wurde zunächst der Betrieb von Roby und Guy Siebenaler in Zittig besichtigt. Die beiden Brüder bewirtschaften einen 115 ha großen Betrieb mit einer Milchviehherde von 60 Kühen und einer Herde von 35 Limousin-Mutterkühen. 1997 wurden die ersten Limousins in Frankreich zugekauft. Als  Zuchtziel möchte Roby Siebenaler ein mittelrahmiges Rind mit feinen Knochen züchten. Bei 35 Mutterkühen hat der Betrieb 40 Abkalbungen im Jahr, die in einer Periode im Januar und Februar abkalben. Das Erstkalbealter bei den Färsen liegt daher bei 36 Monaten. Ab Mitte März werden ca. 50 % der Herde zunächst besamt. Nach 6 Wochen kommt dann eine Bulle dazu. Der Weidegang erfolgt erst nach erfolgreicher Trächtigkeitsuntersuchung. Im Natursprung hat der von der Prüfstation Lanaud in Frankreich zugekaufte Bulle Nectar RJ eine gut Nachzucht hinterlassen. Über die Besamung ist der auch bei uns bekannte genetisch hornlose Bulle Lorenzo PP öfters eingesetzt worden.

Den „Asselscheuer Hof“ ein alter Gutsbetrieb mit ehemaliger Brennerei und 145 ha LN bewirtschaftet Lol Schintgen. Er war der erste Betrieb in Luxemburg der genetisch hornlose Limousinbullen  eingesetzt hat. 1999 wurden die ersten hornlosen Tiere in Kanada gekauft.  Da die Tiere wegen veterinärrechtlichen Auflagen nicht direkt eingeführt werden konnten, wurden sie in Kanada gespült. Mit den Tieren aus den eingeführten Embryonen wurde dann in Luxemburg weitergezüchtet. Heute sind 100 % der Kuhherde hornlos und 30 % bereits reinerbig hornlos. Der Betrieb hält zurzeit 70 Kühe die in 2 Perioden (Herbst und Frühjahr) abkalben. Das Erstkalbealter der Färsen liegt bei 33 Monaten. Lol Schintgen stellte seine Herde im Stall vor. Gute Nachzucht hat er von den Bullen Palais PS und Ministre Pp. Von dem Herdenbullen Neuron Pp waren gute Jungbullen zu sehen.

Der zweite Tag der Exkursion stand ganz im Zeichen der“ Internationalen Europäischen Limousinwettbewerbe“, die während der Foire Agricole in Ettelbrück stattfanden. Während der Wettbewerb für weibliche Tiere bereit am Freitag durchgeführt wurde, konnte die Reisegruppe aus Hessen den Wettbewerb für die Bullen am Samstag vor Ort live mit verfolgen. Ein Höhepunkt des Tages war die anschließende Internationale Limousin Elite-Auktion die CONVIS in Zusammenarbeit mit Interlim aus Frankreich und Michael Klemm aus Deutschland durchführte. 25 sehr gute Zuchttiere extra für diese Auktion selektiert, wurden hier angeboten. Aus Hessen hatte Stefan Kohlmann aus Buchenau als einziger Betrieb Tiere für Schau und Auktion in Ettelbrück gemeldet. In der Kategorie „Junge Kühe mit Kalb bei Fuß“ erreichte Stefan Kohlmann am ersten Tag der Schau mit der Ideal-Tochter Elke im Mittelfeld einen guten 6. Platz. In der Konkurrenz der Jungbullen am zweiten Tag stellte der Preisrichter den Howlett-Sohn Husar Pp von Stefan Kohlmann in einer starken Klasse auf einen sehr guten 5. Platz. Bei der anschließenden internationalen Limousin Elite-Auktion wurde der Jungbulle dann zu einem sehr guten Preis nach Österreich verkauft. Der Durchschnittspreis der Auktion lag bei 4600,- Euro. Die landwirtschaftliche Ausstellung in Ettelbrück bot neben den ausgestellten Maschinen und Geräten auch ein umfangreiches Beiprogramm, welches neben den fachlichen Besuchern und auch von der städtischen Bevölkerung gut angenommen  wurde. Auffallend war die positive Darstellung und Präsentation ökologischer und landwirtschaftlicher Zusammenhänge in mehreren Themenzelten sowie der große Besucherandrang junger Familien mit Kindern. 

Ein weiterer Zuchtbetrieb von Andrè und Tom Biren wurde am Sonntag besichtigt. Der Betrieb der Brüder Biren liegt am Stadtrand von Luxemburg. Bewirtschaftet werden 195 ha LN davon 120 ha Grünland und 75 ha Ackerland. Der Betrieb Biren ist breit aufgestellt mit Rinderzucht, Hofladen, Selbstvermarktung und Pensionspferdehaltung. Auf einem Nebenbetrieb sind 80 Pferde eingestellt. Die Einstellkosten liegen bei 550 – 560,- Euro pro Pferd. Für den Hauptbetriebszweig Mutterkuhhaltung wurde in 2004 mit Unterstützung durch die Junglandwirte Prämie ein neuer Stall gebaut. Gehalten werden zurzeit 200 Kühe. Die Abkalbungen erfolgen in 2 Perioden (Herbst und Frühjahr). Dadurch kann das Erstkalbealter der Färsen mit 31 Monaten relativ niedrig gehalten werden. Das Durchschnittsalter der Herde beträgt 5,6 Jahre. Ein weiterer Betriebszweig ist die Direktvermarktung. Alle 14 Tage werden 2-3 weibliche Tiere, meist Jungkühe oder Färsen sowie 3-4 Schweine geschlachtet und sofort vermarktet. Laut Biren sind genetisch hornlose Tiere für die Direktvermarktung besser geeignet als behornte. Da die hornlosen Tiere i.d.R. schneller verfetten weisen sie eine bessere Fleischmarmorierung auf. Um unterschiedliche Genetik in der Herde zu bekommen werden die Natursprungbullen immer nur eine Saison lang eingesetzt. Zu Beginn der Hornloszucht sind Embryonen aus Kanada zugekauft worden. Zwei der daraus gezogenen Bullen gingen in die Bullenprüfstation Lanaud in Frankreich und gründeten dort den Ursprung der französischen Hornloszucht. Nach Aussage der Betriebsleiter geht die Zuchtarbeit im Betrieb Biren weiter in Richtung Hornloszucht da der Markt hornlose Tiere verlange. Im Stall konnten die Besucher noch die Mutter des bekannten Besamungsbullen JPEG sehen, die aber demnächst altersbedingt abgehen wird.

Zum Abschluss der 3tägigen Besichtigungstour wurde der bekannte Limousinzuchtbetrieb von Martine und Ben Majerus-Clemens besucht. Bewirtschaftet werden 270 ha Land, davon 150 ha Grünland und 120 ha Ackerland auf dem Mais, Getreide und Luzerne angebaut werden. Der Betrieb hält 130 Mutterkühe die in zwei Perioden im Herbst und Frühjahr abkalben. Das Erstkalbealter der Färsen liegt zwischen 30 und 36 Monaten, das Durchschnittsalter der Herde bei 5,9 Jahren. Der Betriebsleiter legt viel Wert auf eine gute Milchleistung der Kühe, Leichtkalbigkeit, gute Muttereigenschaften und gute Fruchtbarkeit. Sein Ziel ist es funktionelle Tiere zu züchten. Etwa 5 % der Kühe werden meist  hornlos besamt, der Rest mit Natursprungbullen belegt. 40-50 % der Tiere sind inzwischen schon hornlos. Jährlich werden rund 25 Bullen zur Zucht im Inland, nach Deutschland, Belgien und Frankreich verkauft. Um genetisch hochwertige Zuchtbullen einsetzen zu können ist der Betrieb Majerus-Clemens Mitglied einer Gruppe von 10 Züchtern aus Luxemburg und Frankreich, die beste Bullen aufkaufen, absamen lassen und dann über Besamung und Natursprung weiter nutzen. Zurzeit sind im Betrieb viele Kälber und erste Rinder von dem Leopard-Sohn Nougat PP vorhanden. Der Bulle ist bereits nach Spanien weiterverkauft worden. Neben der Rinderzucht betreibt der Betrieb eine interessante Direktvermarktung.  Über Automaten werden eingeschweißte Fleischpakete ab Hof zum Verkauf angeboten. Alle 6 Wochen werden so eine Kuh und ein Schwein der Rasse “Bunte Bentheimer“ vermarktet.

Wilhelm Vackiner     

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